Hans Schüle / DE

Hans Schüles Plastiken und grafische Arbeiten bewegen sich auf der Grenze zwischen Abstraktion, Figuration und reiner Form. Diese Formen sind selten geschlossen und lassen häufig berechtigte Zweifel an ihrer Materialität, Herstellungsweise und ihrem Raumbezug aufkommen. Sie entziehen sich einer eindeutigen Zuschreibung, obwohl alles klar und transparent vor den Augen des Betrachters ausgebreitet liegt. Es hat den Anschein, als gehorchten die Werke naturwissenschaftlichen, mathematischen Regeln und als seien die grafischen Arbeiten zudem in fotografischen Verfahren auf das Papier gebannt.

Subversiv argumentiert Hans Schüle gegen voreilige Seherfahrungen und die damit einhergehenden Erwartungen. Seine Arbeiten sind auf unterschiedlichen Ebenen vieldeutig und widerborstig, denn je intensiver man sich ihnen visuell und analytisch nähert, desto stärker schwindet der Eindruck des Bekannten, desto mehr entziehen sie sich in einer Art Vexierspiel.

Der Raum, den die Plastik einnimmt ist nicht statisch. Er durchdringt den Ausstellungsraum und umschließt ihn im eigenen Binnenraum. Mit Termini aus der Biologie beziehungsweise der Geometrie fasst Hans Schüle seine offenen Stahlplastiken begrifflich. Was sich kompliziert anhört, eröffnet künstlerische Möglichkeiten, die Bezugssysteme von Natur und Technik, Körper und Modell, Proportion und Repräsentation neu zu befragen und zu vernetzen. Es lenkt zugleich die Assoziationen beim Betrachten auf konkrete Bezüge.

Textauszüge: Konstanze Rudert